LESERFRAGEN EXPERTENTELEFON „Rückengesundheit“ am 14.06.2012
Ich hatte im Januar einen Bandscheibenvorfall und war deshalb schon in der Reha. Die Übungen, die mir damals gezeigt wurden, führe ich durch, aber die Schmerzen lassen nicht nach. Muss ich eventuell doch operiert werden?
- Alexander Reinert, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Orthopädiezentrum Rankestraße in Berlin: Schmerzen, die sich durch Krankengymnastik nicht beeinflussen lassen, sind ernst zu nehmen. Es gibt aber alternative Behandlungsmethoden, wie etwa die Akupunktur. Große Studien haben gezeigt, dass Schmerzen positiv zu beeinflussen sind. Eine Operation kann auch vermieden werden, wenn gezielt an die Nervenwurzel herangeführte Injektionen durchgeführt werden und der Patient dadurch beschwerdefrei wird. Ich rate nur dann zur Operation, wenn unerträgliche Nervenschmerzen oder Lähmungserscheinungen auftreten und die Lebensqualität durch andere Maßnahmen nicht erhalten werden kann.
Etwa zweimal pro Jahr ereilt mich ein „Hexenschuss“, nach vier bis fünf Tagen ist das Ganze wieder überstanden. Sollte ich deshalb einen Facharzt aufsuchen und wie kann ich verhindern, dass der „Hexenschuss“ immer wiederkehrt?
- Alexander Reinert: Ein wiederkehrender „Hexenschuss“ sollte einem Facharzt vorgestellt werden. Die fachärztliche Diagnostik konzentriert sich dann auf Haltungsveränderungen und Bewegungsstörungen der Wirbelsäule. Auch können Muskelschwächen oder Gelenkstörungen im Bereich der unteren Extremitäten derartige Rückenprobleme begünstigen. Abschließend ist auf Erkrankungen der inneren Organe in der Nähe wie etwa der Niere oder im kleinen Becken zu achten. Auch neurologische und rheumatische Erkrankungen können mit einem Hexenschuss beginnen.
Ich habe Probleme mit der Halswirbelsäule vom vielen Arbeiten mit dem Computer. Wie bekomme ich die wieder weg?
- Alexander Reinert: Die Halswirbelsäule ist Lastträger des Kopfes und wird auch von der Brustwirbelsäule beeinflusst. Bei sitzenden Tätigkeiten mit Kopfwendungen und Zwangshaltungen kommt es oft zu Verspannungen der Muskulatur. Es entwickeln sich häufig „falsche“ Bewegungsmuster. Wenn Entspannung nicht zu ausreichender Entlastung der Muskulatur führt, kommt es zu Schmerzen. Sie sollten Ihren Arbeitsplatz so optimal wie möglich anpassen, Pausen zur Entspannung einbauen und ein kleines gymnastisches Übungsprogramm durchführen oder mindestens zweimal wöchentlich ausgleichenden Sport ausüben. Zur Abklärung der Beschwerden und zur individuellen Beratung sollten Sie Ihren Orthopäden und Physiotherapeuten befragen.
Ich jogge regelmäßig und mache danach auch noch Sit-ups. Dabei schmerzt mir jedes Mal der Rücken. Woran kann es liegen, dass ich trotz meiner sportlichen Aktivitäten Probleme mit dem Kreuz habe?
- Dr. med. Frank Zeilinger, Facharzt für Neurochirurgie am Gelenk- und Wirbelsäulen-Zentrum in Berlin-Steglitz: Zunächst sollte eine gezielte körperliche Untersuchung durchgeführt werden. In Abhängigkeit von diesen Befunden ist dann eventuell eine weiterführende, bildgebende Diagnostik erforderlich. Entscheidend ist dabei dann die Differenzierung, ob es sich um muskuläre Pathologien handelt oder eher um Veränderungen an den Wirbelgelenken und der Bandscheibe. Anhand dieser Befunde kann eine zielgerichtete Therapie eingeleitet werden.
Ich habe Probleme mit der Lendenwirbelsäule. Eine Magnetfeldtherapie half nur kurz. Jetzt nehme ich Tabletten. Wie komme ich von den Schmerzmitteln wieder weg?
- Dr. med. Frank Zeilinger: Zunächst müssen auch in Ihrem Fall eine körperliche Untersuchung und dann gegebenenfalls eine bildgebende Diagnostik durchgeführt werden. Entsprechend der Befunde können dann eventuell alternative Behandlungsmöglichkeiten eingeleitet werden.
Ich leide an chronischen Rückenbeschwerden, war schon beim Physiotherapeuten. Die Übungen bekamen mir sehr gut. Aber als die Therapie zu Ende war, ging es mit den Schmerzen wieder los. Was kann ich tun?
- Dr. med. Frank Zeilinger: Einerseits sollten Sie die während der Physiotherapieerlernten Übungen in Eigenregie weiter fortführen. Daneben ist eineweiterführende Diagnostik notwendig, um die genaue Ursache zu erkennen und dann auch zu behandeln.
Zwei Kollegen von mir mussten in diesem Jahr bereits wegen ihrer chronischen Rückenbeschwerden ihren Job aufgeben. Nun möchte ich mich privat gegen Berufsunfähigkeit absichern. Worauf muss ich dabei achten? Wie hoch sollte beispielsweise die Versicherungssumme sein?
- Alexandra Sitte, Expertin für Berufsunfähigkeitsversicherungen bei den Ergo Direkt Versicherungen, Fürth: Bevor Sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen, sollten Sie sich über das Internet oder über unabhängige Quellen wie etwa „Finanztest“ informieren. Achten Sie dabei auf sehr gute Testergebnisse. Die Versicherungssumme beziehungsweise die Rentenhöhe sollte etwa 70 bis 80 Prozent des letzten Nettoarbeitseinkommens abdecken. Die Absicherung sollte bis zu Ihrem geplanten Eintritt in die Altersrente gelten, der Vertrag sollte zudem auf die Möglichkeit der abstrakten Verweisung verzichten. Bei der Antragstellung sind die Fragen zur gesundheitlichen und beruflichen Situation gewissenhaft und wahrheitsgemäß zu beantworten.
Ich bin 38 Jahre alt, hatte immer wieder mal leichte Rückenprobleme und zweimal einen „Hexenschuss“. Kann ich jetzt noch eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen oder werde ich deshalb von den Versicherungen abgelehnt?
- Alexandra Sitte: Grundsätzlich ist es schwierig, unter diesen Voraussetzungen einen vollumfänglichen Versicherungsschutz zu erhalten. Eine generelle Ablehnung des Antrags wegen der Rückenbeschwerden wird jedoch nicht erfolgen, jeder Einzelfall wird geprüft. So gibt es in Ihrer Situation die Möglichkeit, Erkrankungen der Wirbelsäule vom Versicherungsschutz auszuschließen, sodass zumindest für alle weiteren Risiken wie etwa Krebserkrankungen, psychische Erkrankungen, Herz-/ Kreislauferkrankungen und viele mehr Versicherungsschutz bestehen würde. Der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung wäre also auch in Ihrer Situation sinnvoll.
Ich bin in der Ausbildung zum Fliesenleger. Viele meiner älteren Kollegen klagen über Rückenprobleme und sprechen häufig darüber, dass man in dem Job nicht bis 65 arbeiten kann. Das macht mir Angst. Sollte ich jetzt schon eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen oder ist es dafür noch zu früh?
- Alexandra Sitte: Da die gesundheitliche Situation in jungen Jahren meistens gut ist, sollte man so früh wie möglich eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Denn dann steht Ihnen in der Regel ein vollumfänglicher Versicherungsschutz zur Verfügung. Außerdem ist die Absicherung gerade bei Jüngeren zu äußerst günstigen Beiträgen möglich.
Wie viele Behandlungen beim Physiotherapeuten stehen mir zu, wenn ich durch die Arbeit am PC Rückenprobleme bekommen habe?
- Volker Hack, Personal-Trainer, Experte für Golf-Physiotherapie und mobile Physiotherapie: Jedem Kassenpatienten stehen zunächst einmal sechs Behandlungen Krankengymnastik oder manuelle Therapie zu. Dann kann der Arzt, bei Bedarf und wenn er es für medizinisch notwendig hält, zwei weitere Folgeverordnungen zu je sechs Einheiten ausstellen. Nach dem letzten Behandlungstermin muss eine zwölfwöchige Therapiepause erfolgen.
Seit ich meine Technik beim Golfen geändert habe, tut mir der Rücken weh. Wie werde ich die Schmerzen wieder los?
- Volker Hack: Sie sollten in diesem Fall gemeinsam mit einem Physiotherapeuten den „neuen“ Schwung beobachten und prüfen, in welcher Schwungphase die Schmerzen auftreten. Sind Blockaden, die durch die Schwungumstellung aufgetreten sind, die Ursache, so sollte man die Wirbelsäule mobilisieren und gemeinsam mit dem Therapeuten den neuen Schwung trainieren.
Ich sitze bei der Arbeit fast nur. Habe schon viel ausprobiert, um die Schmerzen im Rücken und in der Halswirbelsäule loszuwerden, bislang ohne Erfolg. Könnte mir eventuell ein Sitzball helfen?
- Volker Hack: Ein Sitzball kann Ihnen helfen, muss aber nicht. Wenn die stützende Rumpfmuskulatur noch zu schwach ist, werden die Beschwerdenwahrscheinlich eher schlimmer. Besser wäre es in diesem Fall, die Rumpf- und Halsmuskulatur gezielt zu kräftigen und einen Sitzball erst danach am Arbeitsplatz „einzuführen“. Und auch dann sollten Sie zunächst nicht zu viel Zeit auf dem Sitzball verbringen, sondern die Dauer langsam steigern.
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